Die herkömmliche (,,geistesgeschichtliche") Epochenforschung setzt ein bei konkreten zeittypischen Merkmalen in einem bestimmten Lebensbereich
(z.B. Dichtung, bildende Kunst, Wirtschaft, Politik, Philosophie, Physik etc.) und sucht Entsprechungen zu ihnen in anderen Lebensbereichen. Seit etwa der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde vielfach festgestellt, daß die
Ergebnisse der bisherigen Epochenforschung höchst ungenau und teilweise widersprüchlich sind
Die Neue Epochenforschung geht von der Beobachtung aus, dass Manifestationen eines neuartigen epochalen Sinns gleichzeitig in
unterschiedlichen, ja heterogenen Lebensbereichen erscheinen. Hieraus folgt, dass die Orientierung an bereichsspezifischen Merkmalen grundsätzlich irrig ist. Als maßgeblich gelten nun Strukturmuster, die allen einzelnen
Lebensbereichen und ihren konkreten Merkmalen übergeordnet sind.
Die grundlegenden Untersuchungen der Neuen Epochenforschung wurden bereits in den sechziger Jahren durchgeführt. Ihre wichtigste Dokumentation fanden sie
in: Michel Foucault, Les mots et les choses, Paris 1966 (deutsch: Die Ordnung der Dinge, Frankfurt/M. 1971), und August Nitschke, Naturerkenntnis und politisches Handeln im Mittelalter, Stuttgart 1967.
An der
hochabstrakten epochalen Sinnstruktur müssen alle kulturellen Einzelprodukte teilhaben. Bei Texten kann die Weise der Teilhabe durch die seit 1963 von Walter Falk entwickelte ,,Komponentenanalyse" geklärt werden.
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